Vom ehemaligen Jugendwekrhof Torgau in Sichtweite des Schloss Hartenfels ist nicht viel erhalten. Nur noch das Verwaltungsgebäude selbst erinnert an dieses Ort des Schreckens und der Grausamkeit im Umgang mit „schwierigen“ und „kritischen“ Kindern und Jugendlichen in der DDR, welche dort inhaftiert wurden. Der Jugendwerkhof unterstand direkt dem „Ministerium für Volksbildung“ unter Führung und Verantwortung von Margot Honecker.
Während seines Bestehens vom 1. Mai 1964 bis zum 11. November 1989 wurden über 4.000 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren zur „Anbahnung eines Umerziehungsprozesses“ eingewiesen, die in anderen staatlichen Erziehungseinrichtungen negativ aufgefallen waren. Doch hatten sie weder Straftaten begangen noch gab es eine richterliche Anordnung für die Einweisung. Eiserne Disziplin und paramilitärischer Drill sollten eine Veränderung ihres Verhaltens bewirken, vor allem die Bereitschaft, sich den „sozialistischen Lebensnormen“ unterzuordnen.
Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau glich mit seinen hohen Mauern, den Wachtürmen, den Diensthunden und den vergitterten Fenstern schon äußerlich einem Gefängnis. Tatsächlich hatte der 1901 erbaute und später mehrfach veränderte Gebäudekomplex bis zur Übernahme durch die Jugendhilfe auch als Gefängnis bzw. der Verwaltungstrakt als Gerichtsgebäude gedient.
Gedenkstätte – geschlossener Jugendwerkhof Torgau
In den Fenstern des Erdgeschosses der Anlage schauen einen Fotos von ehemaligen Insassen an. Informations- und Gedenktafeln informieren über den Ort und seine Bedeutung. Da ein Großteil des Gebäudekomplexes in eine Wohnanlage umgewandelt wurde ist es nur schwer zu begreifen, wie es dort damals aussah. Wo einst vormilitärischer Drill auf einer Sturmbahn die Jugendlichen zerbrechen und deren Persönlichkeit sollte, ist heute eine kleine Grünanlange mit Spielplatz. Die Hafthäuser sind umgewandelt in Wohnungen.